Bambus ein unscheinbares Gras …

In Südamerika wächst ein erstaunliches Gras. Es wächst pro Tag bis zu einem halben Meter, hält Temperaturen von – 25 °C bis +50 °C aus, ist härter als Holz, Beton oder Stahl (es bestand einen wissenschaftlichen Reisstest gegen Baustahl) und trotzdem so elastisch, dass es auch schweren Erdbeben standhalten kann. Sogar nach einem Vulkanausbruch ist das schwer entflammbare Gras in der Lage 20 cm dicke Ascheschichten zu durchstossen und neu zu gedeihen, während andere Pflanzen sich erst wieder ansiedeln müssen. Die Rede ist von Bambus.

Das Riesenbambusgras mit dem Namen «Guadua angustifolia» erreicht Höhen von 25–30 m und gehört weltweit zu den dicksten und härtesten Bambusarten. Aufbau und Eigenschaften des Supergrases entsprechen dem eines hochmodernen Hightech-Werkstoffes. Es wächst extrem geradlinig und verjüngt sich nach oben nur schwach. Durchmesser und Wandstärke sind überdurchschnittlich und sein Rissverhalten ist, gemessen an anderen Bambusarten, gering.

Das Erstaunlichste aber am leichtgewichtigen «Guadua angustifolia» ist seine enorme Zug-, Stoss- und Tragfestigkeit, vergleichbar mit Stahl. Ein Quadratzentimeter Bambus hat etwa die Zugfestigkeit von zwei Tonnen Baustahl. Dank seiner herausragenden mechanisch-technischen Eigenschaften ist Bambus jedem Bauholz überlegen.

Bambus: nachhaltige Alternative zu Holz

Bambus gilt auch als Musterbeispiel für Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit. Keine andere Pflanze produziert nämlich soviel Biomasse wie Bambus. Ein Beispiel: Im Vergleich zur Eiche produziert Bambus die vierfache Menge an Biomasse. Unter optimalen klimatischen Bedingungen kann eine einzige Pflanze innerhalb von 35 Jahren bis zu 15 km verwertbare Halme und Stämme hervorbringen, das heisst: aus ca. 7‘000 m2 Landfläche lassen sich jährlich für ca. 50 mittelgrosse Häuser Baumaterial gewinnen.

Begünstigt durch sein extrem schnelles Wachstum bindet Bambus riesige Mengen an Kohlendioxid (CO2) und produziert gleichzeitig bedeutend mehr Sauerstoff als die meisten anderen Pflanzen. Das weit verzweigte, dichte Wurzelwerk hebt nachweislich den Grundwasserspiegel und verhindert effizient das Fortschreiten der Bodenerosion, ein grosses Problem in vielen Tropenländern.

Die Bezeichnung «Bambus» leitet sich übrigens vom malaiischen Wort «bambu» ab. Dies beschreibt lautmalerisch, was passiert, wenn Bambushalme brennen. Es dehnt sich nämlich die heisse Luft in den Hohlräumen aus und beim Zerplatzen macht es: «Bämm Buuh».